Uhren aus China - eine fachliche Betrachtung

 

Uhren aus China... ein Thema, das bei Uhrenliebhabern schon lange für kontroverse Meinungen
sorgt. Für eine objektive Betrachtung muss man jedoch etwas differenzierter an die Sache herangehen.

Die übliche Aussage ist, diese Uhren sind grundsätzlich schlecht und unbrauchbar.
Das wäre falsch und unfair, auch in China wird gelernt und Erfahrung gesammelt und
manch ein Kunde würde sich wundern, in welchen Uhren durchaus bekannter Marken sich Teile
aus chinesischer Produktion befinden, die problemlos funktionieren.

Dies setzt jedoch ein hohes Maß an Einflußnahme auf Produktion, Qualitätsmanagement und Endkontrolle
seitens des (westlichen) Produzenten, der Teile in China einkauft, voraus. Größere Firmen können und
müssen dies leisten, ebenso wie ein vernünftiges Reklamations- und Reparaturmanagement,
das kostet aber Geld und Zeit.

Für viele Kleinstmarken, die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden schießen und solche Uhren unter
klangvollen Markennamen über einschlägige Internetportale vertreiben, ist diese Einflußnahme auf die
Hersteller in China keine Option. Oft bestehen diese "Markeninhaber" nur aus einer einzigen Person,
die Ware wird über einen Zwischenhändler aus Hong Kong geordert, was dann letztendlich in Europa
ankommt ist qualitativ zumindest "unterschiedlich".

Die größte Problematik (insbesondere für den Uhrmacher, der mit diesen Produkten konfrontiert wird)
ist die Ersatzteilbeschaffung. In China gibt es kaum Produzenten, die eine längere Tradition im
Uhren(teile)bau haben. Manch eine Fabrik, die für eine gewisse Zeit z.B. Uhrengehäuse herstellt, kann
anschließend durchaus auf die Produktion ganz anderer mechanischer Teile umstellen oder ganz verschwinden.
Selbiges gilt auch für Hersteller von Zifferblättern, Zeigern, Bändern, etc. Es wird stets eine bestellte
Menge von Teilen gefertigt (500, 1000....10000... Stck.), dann ist das Ganze "durch" und man macht was Neues.
Ersatzteile (in geringen Mengen) gibt es einfach nicht.

Es wäre also eigentlich an demjenigen, der diese Produkte in den Markt bringt, von seinen sagen wir mal
1000 gelieferten Uhren 100 Stck. bei sich zu behalten, um für später mit Ersatzteilen gerüstet zu sein.
Daß dies meist nicht gemacht wird, brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. So haben wir dann oft den Fall,
dass wegen einer Kleinigkeit, bzw. eines Verschleißteils die Uhr nach kurzer Zeit nicht mehr reparabel ist.

Uhrmacher mit einer gewissen Erfahrung nehmen daher meist solche Uhren gar nicht erst zur Reparatur an. Dies hat
nichts damit zu tun, dass sie diese Uhren unbedingt schlecht finden. Meist führt die Annahme allerdings zu
einer zeitintensiven Fehleranalyse, nur um dann festzustellen, dass das erforderliche Ersatzteil nicht zu
beschaffen ist. Also wertvolle Zeit investiert, ohne finanzielles Ergebnis..... jaja, leider müssen auch Uhrmacher
manchmal was verdienen.